Ziemlich schlechte Macher

Veröffentlicht am Dienstag, 07. Oktober 2014 16:30
Geschrieben von Martin Scheer

Das Umfeld und seine Erwartungen: seit jeher zwei Begriffe, die beim FC Schalke 04 nur schwer in Einklang zu bringen sind. Nun hat es also Jens Keller als zweiten Trainer der noch jungen Bundesliga-Saison erwischt, er wurde entlassen. Während diese Tatsache weniger überraschen konnte, sind es die Umstände an sich, die es lohnt, diesen Schritt kritisch zu hinterfragen.

Keller, der Stoiker

Zunächst die Fakten. Jens Keller führt die Königsblauen seit seinem Amtsantritt im Dezember 2012 zweimal in das Achtelfinale der Champions League. Auch in der begonnenen Spielzeit zieht S04 mit ihm an der Seitenlinie in die Königsklasse ein. Die Rückrunde 2013/14 ist punktemäßig die beste der Vereinsgeschichte. Doch es gibt auch immer wieder peinliche Pleiten, wie das Ausscheiden im DFB-Pokal in der 1. Runde bei Dynamo Dresden oder in der vergangenen Spielzeit im Achtelfinale gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Dazu Ausfälle im System, nur bedingt durch die lange Verletztenliste zu erklären. Was fehlen sind Konstanz und eine spielerische Weiterentwicklung der Mannschaft, die oftmals nur Magerkost serviert. Punkte, die sich der Schwabe, der insgesamt unaufgeregt seinen Job verrichtete ankreiden lassen muss. Fakt ist nämlich, dass mit diesem Kader und diesem Lizenzspieleretat, die Qualifikation für die Champions League, bei allem Respekt vor der Konkurrenz, nahezu Pflicht ist.

Heldt und Tönnies

Wenn ich als Sportvorstand und Aufsichtsratsvorsitzender diese Dinge erkannt hätte - und diese ziehen sich im Kern wie ein roter Faden durch die Amtszeit Kellers - dann hätte ich handeln müssen. Diese Chance wurde in der Sommerpause verpasst. Jetzt den Trainer zu wechseln, dazu noch in der Länderspielpause, in der nur ein Rumpfkader zur Verfügung steht, zeugt nicht nur von schlechtem Stil, zumal der neue Trainer Roberto Di Matteo auch umgehend benannt wurde sondern auch von Unkenntnis. Kein gutes Zeugnis für die Macher auf Schalke. Jetzt ist harte Maloche gefragt, denn das Saisonziel, die direkte Qualifikation für die Champions League, liegt schon fünf Punkte entfernt. Dort steht u.a. die TSG 1899 Hoffenheim, der Verein, der die Schalker am vergangenen Samstag mit 2:1 schlug. Zum Trost sei gesagt, dass der neue Trainer Champions League kann, denn er gewann mit dem FC Chelsea 2012 den „Henkelpott“, als er dem FC Bayern München im „Finale dahoam“ eine der schmerzlichsten Niederlagen seiner Vereinsgeschichte zufügte. Vom Finale in der Champions League dürften aktuell nicht einmal die stets emotionalen Fans samt Vorstandsschaft träumen, oder etwa doch?