Missverständnis

Zum Engagement von Stefan Effenberg beim SC Paderborn

Rückblende: Wir schreiben den 23. Mai 2015. Aufsteiger Paderborn wird vor heimischer Kulisse trotz des Abstiegs in die 2. Liga mit großem Beifall in die Kabinen verabschiedet. Noch am letzten Spieltag hatten die Ostwestfalen die Chance auf den Klassenerhalt. Dieser war ihnen vor der Saison von den Wenigsten zugetraut worden. Auch spielerisch, speziell in der Hinrunde, wussten die Domstädter, die nie zuvor in ihrer Clubgeschichte im Oberhaus gespielt hatten, zu überzeugen. Ein sympathischer Neuling hatte bundesweit Sympathien gewonnen.

Relegationsplatz nach 19 Spieltagen

Acht Monate später sieht die Realität ganz anders aus. Die Paderborner rangieren  mit bescheidenen 17 Punkten auf dem 16. Platz, der zur Relegation berechtigt. Noch beim Amtsantritt von Stefan Effenberg im Oktober letzten Jahres, der den glücklosen Markus Gellhaus auf der Trainerbank ablöste, herrschte eine gewisse Aufbruchsstimmung. Der „Tiger“ sollte es richten und ließ, obwohl gänzlich neu im Trainergeschäft, mit markigen Worten aufhorchen. Zur Erinnerung: Der SCP stand bei der Inthronisierung Effenbergs auf dem 15. Platz. Vor diesem Hintergrund erscheinen seine Aussagen, die er vor drei Monaten machte, heute in einem anderen Licht. „Ich bin sicher, dass wir schnell in die Erfolgsspur zurückkommen. Das Ziel wird sein, sich unten zu lösen. Wir werden den Blick immer nach vorne richten. Wir geben keine Zielsetzung aus, aber ich bin mir ganz sicher, dass der Weg nach oben geht. Ich bin mir sicher, dass Sie relativ schnell erkennen werden, was meine Handschrift sein wird.“

Spielerische Armut und Disziplinlosigkeiten

Auf dem Spielfeld wurden die anfangs noch ordentlichen Leistungen zuletzt immer schwächer. Mit Srdjan Lakic, Daniel Brückner, Mahir Saglik wurden drei Spieler vor Weihnachten suspendiert. Nick Proschwitz wurde gestern nach seinem Fehlverhalten vom vergangenen Freitag im Trainingslager im türkischen Belek, Medienberichten zufolge soll er sich in einer Bar vor einer Frau unsittlich entblößt haben, vom weiteren Spielbetrieb ausgeschlossen. Bereits am Mittwoch war ein freier Mannschaftsabend ausgeufert. Bis in die frühen Morgenstunden wurde gefeiert und, der Alkohol floss, drei Blumenvasen gingen zu Bruch. Disziplinlosigkeiten, die allen beteiligten Akteuren ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Effenberg muss handeln und schnell Ergebnisse liefern, damit nicht seine Aussage, gemacht auf seiner Antrittspressekonferenz, „ich habe in keinster Weise im Hinterkopf, mich hier in sechs Monaten zu verabschieden und etwas Neues zu machen“, bittere Realität wird. Besser wäre jedoch die sofortige Trennung, um das Missverständnis und als solches muss das Engagement des 47-Jährigen in Paderborn bezeichnet werden, mit sofortiger Wirkung zu beenden. So bleibt Effenberg ein Trainer auf Bewährung.