Augenmaß

ZUr DFB-Strafe für den 1. FC  Köln

Mit einem umfassenden Maßnahmenkatalog hat der DFB den 1. FC Köln sanktioniert, der noch unter Bewährung stehend, beim Derby am Karnevalssamstag bei Borussia Mönchengladbach, in Form einiger Zeitgenossen unangenehm auffiel. Diese haben neben dem Platzsturm nach Abpfiff, auch das Abbrennen von Pyrotechnik, das Zünden von Böllern und das Abschießen von Leuchtspurmunition zu verantworten.

Nachvollziehbares Urteil

Bei genauerem Studium fällt, aller in Einzelfällen durchaus berechtigten Kritik zum Trotz, die Ausgewogenheit des Urteils auf. Zwar müssen in drei Spielen die Stehplatzblöcke S3 und S4 leer bleiben, dies betrifft rund 2.500 Dauerkarten-Inhaber, denen der anteilige Betrag zurückerstattet wird, doch da das Gros der zur Gewalt neigenden Besucher hier zu verorten ist, trifft es im Kern die Richtigen. Und auch den Umstehenden sollte spätestens jetzt klar werden, dass mit Schweigen und Weggucken keinem gedient ist, schon gar nicht dem Verein, den doch angeblich alle so sehr lieben und dem ewige Treue geschworen wird. Andernfalls ist Gleichgültigkeit auch mit der Tolerierung von Straftatbeständen gleichzusetzen.

1. FC Köln setzt weiterhin auf den Dialog

Der 1. FC Köln, der unter der Führung von Präsident Werner Spinner in den vergangenen knapp drei Jahren eine neue Dialogkultur mit den Fans etabliert hat, u.a. durch die Schaffung einer AG Fankultur: diese setzt sich z.B. aus Vertretern des Vereins und der Fan-Clubs unter dem Vorsitz von Thomas Schönig zusammen, der als hauptberuflicher Richter am Amtsgericht arbeitet und den Vorstand zudem in allen Fragen die Fankultur und Sicherheit betreffend berät, sieht sich durch die Vorfälle in seinen Bemühungen zurückgeworfen, doch das Ziel ist und bleibt der Aufbau von Vertrauen und Verständnis.

Ausschluss der "Boyz"

Dieses wurde nun insbesondere durch die Vorfälle in Mönchengladbach beschädigt und so sah sich der Club gezwungen, dem Fan-Club „Boyz“ seinen Status zu entziehen, ihn aus der AG Fankultur auszuschließen und zunächst 45 Stadionverbote auszusprechen, von denen sechs zwischenzeitlich wieder aufgehoben wurden, da diese Gruppierung auch vorher schon des Öfteren auffällig wurde.

botschaft als Aufforderung verstehen

Das Signal aus der DFB-Zentrale in Frankfurt ist klar und eindeutig. Strafe muss sein, aber sie darf nicht zum reinen Alibi verkommen. Daher ist das Urteil, das u.a. für die vier letzten Auswärtsspiele des 1. FC Köln personalisierte Eintrittskarten vorsieht, zu begrüßen. Damit in Zukunft die ganz große Keule nicht geschwungen wird, sind alle gefordert: die Vereine, der DFB, die Politik, die Polizei und nicht zuletzt die Fans. Mehr Miteinander statt Gegeneinander, aller Gegensätzlichkeit zum Trotz, so muss das Motto der Zukunft heißen.