Austauschbar

Zur Situation der TSG 1899 Hoffenheim

Nur einen Tag nach dem krankheitsbedingten Rücktritt von Trainer Huub Stevens geben die Kraichgauer bekannt, dass ab sofort mit Julian Nagelsmann ein erst 28 Jahre alter Novize im Profigeschäft, die stark abstiegsgefährdete TSG übernimmt. Geplant war, dass Nagelsmann, der einen Vertrag bis 2019 erhält, im  Sommer den Trainerposten übernehmen sollte. Für den bislang jüngsten Chefcoach eines Bundesligisten ähnlich wie für den Verein selbst, Chance und Risiko zugleich. Nicht wenige Trainer scheiterten seit dem Aufstieg 2008 und sind seither in Deutschland mehr oder weniger schwer vermittelbar: Marco Pezzaiuoli, Holger Stanislawski, Markus Babbel oder Marco Kurz.

Die TSG im Wandel

Der fulminante Start in die Beletage, der mit der Herbstmeisterschaft gekrönt wurde, war das Verdienst von Trainer Ralf Rangnick, dem es gelungen war unter großzügiger finanzieller Unterstützung von Mäzen Dietmar Hopp, eine junge, hochtalentierte Mannschaft zu formen, die spektakulären Offensivfußball bot. Davon ist der Verein im Frühjahr 2016 weit entfernt.

Ein Verein ohne Kontur

Schon die Installierung von „Verteidigungsminister“ Stevens musste als endgültige Abkehr des Hoffenheimer Weges, der einst mit gepflegter Offensivkunst in die Bundesliga führte, verstanden werden. Fünf Punkte  Rückstand sind es bereits zum Relegationsplatz. Den hält bislang der SV Werder Bremen inne. Dort wartet am Samstag die erste Bewährungsprobe für Nagelsmann, der 2014 mit der U19 der TSG die deutsche Meisterschaft holte. Jetzt wären alle im Club schon mit dem Klassenverbleib zufrieden.

Hoffnungsträger Nagelsmann

Vermissen würden die Hoffenheimer - sollten sie tatsächlich absteigen - nur die wenigsten. Und dies hat auch mit der Person Hopp, der jahrelang als Zielscheibe vieler Kritiker des Hoffenheimer-Projektes galt zu tun, aber längst nicht mehr ausschließlich. Ein Verein schafft sich ab. Austauschbar, ohne Identität. Ganze 191 Fans der Kraichgauer hatten sich bis heute Nachmittag eine Karte für den Gästeblock des Weserstadions besorgt. Kein gutes Zeichen im Abstiegskampf. Was bleibt, ist die Hoffnung auf die Zukunft und mit ihr Julian Nagelsmann.